Ausgehend vom verstärkten Rückgriff auf tradierte Formen in der Gegenwartslyrik beschäftigt sich der Beitrag mit deutschsprachigen Variationen des Sonetts, der strengen Gedichtform par excellence. Anhand der Gedichtbände von Franz Josef Czernin (elemente, sonette, 2002), Ann Cotten (Fremdwörterbuchsonette, 2007) und Jan Wagner (Regentonnenvariationen, 2014) geht er der Frage nach, wie sich das gegenwärtige Sonett im Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation mit der bezeichenden Ambivalenz zwischen Kontinuität und Variabilität situiert. Zudem wird die Frage nach neuen Gestaltungsgebieten nachgegangen, die sich aus spielerischen Sprachexperimenten in den Grenzbereichen verschiedener ästhetischer Stile und Sprechweisen sowie aus der künstlerischen Einbeziehung digitaler Möglichkeiten ergeben. Ungeachtet der poetologisch bedingten Unterschiede setzen die Lyriker_innen mit ihren Sonett-Variationen – das kombinatorische Moment der Gattung ausnutzend – starke innovative Akzente bis zur Hervorbringung neuer Gedichttypen.