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Das Ziel des vorliegenden Aufsatzes ist die Behandlung des Kulturbildes auf der nördlichen und
südlichen Seite der Ostbeskiden in einem verhältnismäßig kurzen Zeitabschnitt zwischen dem 14.
und 12. Jh. v. Chr. Das erste Kapitel enthält eine Zusammenfassung der Diskussion über die Chronologie der sog. Depotfundhorizonte im östlichen Teil des Karpatenbeckens. Die Folgerungen aus
diesem Teil wurden in den folgenden Kapiteln verwertet. Sie bilden eine Grundlage für die Synchronisierung verschiedener Kulturerscheinungen. Das im Artikel verwendete Periodisierungsschema ist auf der von C. Kacsó eingeführten Terminologie gegründet.
Die Spätbronzezeit (weiter: SB) I im Theiß-Raum ist wahrscheinlich mit der jüngeren Stufe
der Hügelgräberkultur im Alpengebiet, d.h. mit der Phase BzB2 (C1), zu synchronisieren. In
diesem Zeitabschnitt wurden schon manche durch A. Mozsolics der Serie Forró zugerechne-ten
Hortfunde deponiert. Östlich der Theiß sind nur wenige Depotfunde aus dieser Zeit bekannt (z.B.
Hortfund I aus Pecica). Die Metallfunde aus Siedlungen und Urnengräberfeldern erlauben eine
Datierung in die SB I der sog. Hajdúbagos-Cehăluţ-Gruppe, die auf dem Crişana-Gebiet die
Tradition der mittelbronzezeitlichen Otomani-Kultur fortsetzte. Gleichzeitig entwickelte sich –
am Szamos und in Transkarpatien (Ukraine) - die Suciu de Sus-Kultur. Der San-Raum war in
diesem Zeitabschnitt durch die Trzciniec-Kultur besetzt. Dagegen kann man wahrscheinlich ausschließen, dass die Besiedlung der sog. Jasło-Gruppe noch bis zur SB I andauerte.
Die Spätbronzezeit II entspricht einer Periode, in der - östlich von Theiß - die Depotfunde
der Uriu-Ópályi in die Erde gelangten. Typisch für diese Funde ist das Vorkommen der Nackenscheibenäxte, Schaftlochäxte und verzierter Armringe mit sich verjüngenden Enden (Abb. 2).
Nur wenige Hinweise erlauben es, die SB II mit der Phase BzD im Alpengebiet zu synchronisieren, obwohl ihr Beginn wahrscheinlich gleichzeitig mit der Phase BzC2 ist. Westlich von Theiß
gehörten zur SB II manche Depotfunde der Serie Forró und die Depotfunde der Serie Rimavská
Sobota (Rimaszombat). Eine Trennung zwischen den genannten Depotfundhorizonten ist einzig und allein auf der Basis der darin gefundenen Importe aus dem Alpengebiet durchführbar,
dagegen weist die einheimische Metallurgie der Piliner Kultur eine stilistische Kontinuität auf. Deshalb scheint die Zuteilung des abgesonderten, chronologischen Abteiles zwischen den Serien
Forró und Rimavská Sobota (die Hortfunde der Ópályi- oder Ožďaný-Typen nach A. Mozsolics
und M. Novotná) nicht begründete. Es gibt Anhaltspunkte dafür, den Beginn der SB II in die erste
Hälfte des 14 Jh. und ihr Ende an den Anfang des 12 Jh. v. Chr. zu setzen.
Die östlich von Theiß gelegenen Gebiete gehörten zu einem metallurgischen Kreis, der durch
die Uriu-Ópályi-Depotfundserien repräsentiert war. Trotzdem kann man in diesem Raum eine
starke Differenzierung des Kulturbildes feststellen. Im Crişana-Gebiet entwickelte sich ferner,
in der SB II, die Hajdúbagos-Cehăluţ-Gruppe. In diesen Zeitabschnitt gehören auch die Höhlenfunde (vielleicht die kultischen Niederlegungen) des nördlichen Vorgeländes des Bihor-Gebirges
(besonders am oberen Körös/Crişu), die zu der sog. Igriţa-Gruppe gerechnet werden. Die Keramik dieser Kulturgruppierung weist die für verschiedenen Teile des Karpatenbeckens typischen
Elemente im Bereich der Gefäß-Verzierung auf. Im Gebiet zwischen dem Szamos-Fluß und den
Karpaten sind die jüngsten Fundstellen der Suciu de Sus-Kultur in die SB II zu datieren (z.B. die
Siedlung in Culciu Mare - Abb. 3:6-8). Die dort gefundene Keramik fi ndet gute Entsprechungen
unter dem Fundmaterial aus der Hügelgräbernekropole in Lăpuş (Abb. 3:1-5, 9) als auch aus den
weiteren, ähnlichen Gräberfeldern in Rumänien und Transkarpatien. Veränderlicher Grabritus
dominierte in dieser Phase im mittleren Theißgebiet und in der Ostslowakei. Damals kamen hier
fl ache Urnengräberfelder vor, die der sog. Berkesz-Demecser-Kultur (bzw. der Suciu de Sus-Kultur in der Slowakei) zuzurechnen sind (Abb. 4-5).
Die für die Uriu-Ópályi-Serie charakteristischen Metallfunde (besonders die verzierten Armringe) drangen auch in den San-Raum vor. In der SB II bildete sich dort die sog. Tarnobrzeg-Gruppe heraus. Die neueren Forschungen führen zu der Erkenntnis, daß die entscheidende Rolle bei
ihrer Herausbildung das heimische Milieu der Trzciniec-Kultur spielte. Die aus dem Theiß-Raum
stammenden Bronzefunde wurden als die Grabbeigaben in der Körper- und Grubenbestattungen
deponierte, die die ferner über einige hundert Jahren genutzten Gräberfelder der Tarnobrzeg-
-Gruppe „begründeten„ (Abb. 8; 9:1).
In diesen Fundkomplexen wurden auch Gefäße mit Knopfhenkeln (Abb. 8:1, 12, 15) gefunden. Solcher Gefäß-Typ war in der SB II besonders typisch für die Noua-Kultur (Abb. 6:8-9).
Ähnliche Funde sind auch aus dem Gräberfeld in Lăpuş (Abb. 3:4), aus der Berkesz-Kultur (Abb.
4:3) und vor allem aus den Hügelgräbern der Komariv-Kultur (Abb. 6:1-3) bekannt. Man kann
diese Gefäße als eine Spur der Beziehungen des San- und Theißgebietes zu der sich in der SB II
in Siebenbürgen und im mittleren Dnestrgebiet ausbreitenden Noua-Kultur interpretieren. Mit den
östlichen Einfl üssen sind auch die Schwerter vom Sosnova Maza-Typ in Verbindung zu setzen.
Sie sind durch drei Exemplare aus Gebiet der Tarnobrzeg-Gruppe bekannt. Obgleich diese Gegenstände als Importe aus dem östlichen Schwarzmeerraum betrachtet werden könne, gilt es zu
betonen, dass die nächst liegenden Parallelen dazu im Theißgebiet zu fi nden sind (Abb. 1:N).
Der Beginn der Spätbronzezeit III kann man mit der Phase HzA1 im Alpengebiet synchronisieren. Im Karpatenbecken wurden damals die Hortfunde der Serie Cincu-Suseni-Kurd deponiert.
Im Theißgebiet erfolgt um die Wende der SB II/SB III eine radikale Umwandlung in verschiedenen Aspekten der materiellen Kultur. An Stelle der Äxte, die für die SB II typisch sind, treten
Schwerter, vornehmlich die Formen mitteleuropäischer Herkunft, in Erscheinung. Die Menge
der anderen aus dem Westen stammenden Gegenstände vergrößert sich. Es ändert sich auch die
Stilistik der heimischen Metallurgie (z.B. neue Formen und Verzierungsarten von Armringen).
Im mittleren Theißgebiet und in der Ostslowakischen Tiefebene klingt die Belegung der fl achen
Urnengräberfelder aus. Schließlich wird die für den Anfang der Spätbronzezeit typische Keramik,
die für die Tradition der Hügelgräber-, Suciu de Sus- oder Otomani-Kultur kennzeichnend ist,
durch die Gefäße der frühen Gáva-Kultur abgelöst.
Im selben Zeitabschnitt kam es auch zu den Veränderungen innerhalb der Tarnobrzeg-Gruppe
im Sangebiet. In die SB III sind sicherlich die ersten Urnengräber zu datieren. Bei der Keramik
kommen neue Formen auf, die nicht mit der Tradition der Trzciniec-Kultur verbunden sind. Manche von ihnen (besonders die scharf profi lierten Schüsseln) fi nden Entsprechungen unter dem
Fundstoff der SB II. Interessant ist diesem Zusammenhang die Verzierungsart einiger Gefäße
aus dem Gräberfeld in Bachórz Chodorowka am mittleren San (Abb. 1:93). Das Ornament in
Form von Abdruck-Gruppen auf dem Hals des Geschirrs war typisch für Kulturgruppierungen
des Theiß-Raumes in der SB II (Abb. 11). Das Aufkommen der für die SB II im Theißgebiet charakteristischen Elemente (Urnengräber, mancher Gefäßformen oder Verzierungsarten) am Beginn
der SB III im Sangebiet dürfte wohl als eine Spur des Vordringens einer Bevölkerungsgruppe in
das Gebiet nördlich der Karpaten zu anzusehen sein. Die Ursache hierfür wird wohl die Herausbildung der Gáva-Kultur im nord-östlichen Teil des Karpatenbeckens gewesen sein.
Die Beziehungen zwischen der Tarnobrzeg-Gruppe und der Gáva-Kultur sind schon von der
SB III an zu datieren. Aus diesem Zeitabschnitt stammten das für die frühe Gáva-Kultur typische
Gefäß und der Armring, dessen Entsprechungen in den Depotfunden der Serie Cincu-Suseni-Kurd
zu fi nden sind, die auf dem Gräberfeld in Lipnik (Abb. 1:98) zum Vorschein kamen. Aus dem
Milieu der Gáva-Kultur gelangte wahrscheinlich das Rohmaterial, das für die Entstehung eines
regionalen metallurgischen Zentrums (Bronzefunde des sog. Sieniawa-Typs) im Verbeitungsbereich der Tarnobrzeg-Gruppe notwendig war. |
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